Für Guido Wessel ist der Rechtsruck in Teilen unserer Gesellschaft schlicht ein No-Go. Nur die Hände in den Schoß legen und abwarten? Das kommt für ihn nicht infrage. Unser Dortmunder Mitglied hat wieder ein cleveres Konzept ausgetüftelt: Mit Kunst im öffentlichen Raum zum Denken anregen und in den Dialog mit Bürgern treten. Er nennt sein Kunstprojekt »Myne Mynung«.
Kürzlich erschien im Hellweger Anzeiger zu seinem Projekt ein Artikel, den ich nachfolgend in abgeänderter Form zusammenfassend wiedergebe:
„Bergkamen ist ein guter Ort“, erklärt Guido Wessel gegenüber der Zeitungen. Für sein Projekt wendet er sich nun über die Jugendkunstschule in Bergkamen an die Öffentlichkeit, um auf sein Kunstprojekt »Myne Mynung« aufmerksam zu machen und Mitstreiter zu suchen.
Guido Wessel sucht Leute, die bereit sind, mit einer klaren Message und der Offenheit für Dialoge durch die Straßen zu ziehen. Die Mynungsstreifen sollen – ähnlich wie beim Urban Sketching – vor Ort gestaltet werden. Häufig macht das Passanten neugierig und so ergeben sich ganz natürlich Gespräche über das Projekt und die Botschaften für die Demokratie.
Schon das Gestalten der Mynungsstreifen gehört als Schaffensprozess zur Kunst. Jeder dieser Streifen ist ein Unikat und wird mit Datum und der Signatur versehen. Schließlich werden alle aufgeklebten Mynungsstreifen mit Fotos und Ortsdaten dokumentiert. Die Bilder und Informationen, wo die Kunst im öffentlichen Raum zu finden ist, wird auf der Internetseite von Guido Wessel zusammengetragen. Gern können die Mynungsstreifen fotografiert und über soziale Medien verbreitet werden.
Sein Kunstprojekt nennt er „Myne Mynung“. Ziel ist es, Gleichgesinnten kreative Werkzeuge zu reichen, um künstlerisch Stellung zu beziehen. „Unser Atelier ist die Straße“, stellt er unmissverständlich klar.
Für die Mynungsstreifen hat Guido Wessel »Teraoka«-Klebeband in der Farbe Rosa gewählt. „Das ist eine Signalfarbe, aber ohne aggressiv zu sein.“ Er betont im Gespräch, dass es ihm um einen Protest der freundlichen Art geht, der zum Dialog einladen soll.
Die Jugendkunstschule in Bergkamen ist begeistert dabei. Im Zeitungsartikel wird Gereon Kleinhubbert von der Jugendkunstschule zitiert: »Wir haben kurz überlegt, ob wir politisch sein dürfen. Aber dann stand schnell fest: Guido Wessels Weg ist der richtige.«
Ist das überhaupt zulässig? Darauf gibt Guido Wessel mit einem verschmitzten Lächeln Antwort, weist aber auch darauf hin, dass man die Bänder leicht entfernen kann. Sein Wunsch ist natürlich, dass die Klebebotschaften dauerhaft im Stadtbild verweilen und Passanten zum Denken anregen.
Mit Teenagern ab fünfzehn will Wessel in Kürze mit Unterstützung der Jugendkunstschule loslegen. „Zunächst im sicheren Umfeld der Einrichtung”, betont Kleinhubbert. Hierbei sollen die Jugendlichen ihre eigenen Standpunkte zu großen Themen wie Rassismus, Rechtsextremismus und Klimawandel entwickeln. Danach erst erobert das Projekt die Straßen Bergkamens – und von da aus die Welt, so hofft Wessel.
Mit kraftvollen Slogans und Illustrationen will der Künstler zusammen mit den Jugendlichen und weiteren Interessierten für Gesprächsstoff sorgen. „Gerne mitten auf der Straße“, wie er hervorhebt. „Das soll alles andere als im Verborgenen stattfinden.“ Dieses Kunstprojekt soll öffentlich sichtbar sein und zum Austausch anregen.
Guido Wessel hofft, im nächsten Schritt positive Resonanz zu seinem Kunstprojekt bei Bergkamens Geschäftsleuten, Behörden, Cafés, Restaurants und in der Kulturszene. Der Plan: Alle, die Teil seiner Bewegung sind, sollen die Mynungsstreifen vor Ort gestalten und beschriften. Denn nicht nur das Kleben zählt – das Kreieren der Botschaften ist ein Teil des künstlerischen Schaffens, das Platzieren und Verweilenlassen der Werke eine Aufforderung zum Innehalten für Passanten.
Ein Pilotprojekt lief in Dortmund kürzlich erfolgreich an. Die Reaktionen? Die Leute bleiben stehen und schauen. An der Pestalozzischule sind schon weitere Exemplare angebracht. Sollten es mehr werden, ist geplant, die Kunstwerke zu fotografieren und in den Sozialen Medien zu teilen – und auf diese Weise in die Welt hinauszutragen.
Künstlerprofil von Guido Wessel auf Kunstadresse
Link zum Kunstprojekt Myne Mynung